Hermes unter Druck Sozialdumping und illegale Beschäftigung bei Subunternehmern werfen Fragen zum Geschäftsgebaren des Großlogistikers auf!
Dreihundert Einsatzkräfte von Polizisten, Zoll und Kripo gehen gegen Hermes-Subunternehmer vor. Hausdurchsuchungen und Festnahmen an über 24 Objekten. Wie der WDR in seiner Sendung „Könnes kämpft“ am 29.11.2017 berichtet, hat die Bundespolizei in Nordrhein-Westfalen 24 Objekte durchsucht und 13 osteuropäische Paketfahrer, die für Subunternehmer des Logistikkonzerns tätig waren, vorübergehend festgenommen.
Die Polizei hatte die Ermittlungen aufgrund eines Hinweis eines Fernsehjournalisten aufgenommen. Der Autor, der für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) eigentlich nur eine Dokumentation über die Arbeitsbedingungen bei deutschen Paketdiensten drehen wollen. Holte sich Hilfe beim Berufsverband Camion Pro. Die Organisation geht seit Jahren gegen Sozialdumping durch kriminelle osteuropäische Netzwerke in der Transportbranche vor.
Camion Pro lieferte wichtige Insider-Informationen und unterstützte den Sender bei der Suche nach Mitarbeitern, die sich als „Zusteller“ bei Subunternehmern oder als „Generalunternehmer“ im Netzwerk des Logistikers bewarben. Die Verhältnisse, die der Lockvogel nach kurzer Zeit aufdeckte, waren derart beunruhigend, dass sich der Sender gezwungen sah, den Mann abzuziehen und die Polizei einzuschalten.
Die Bundespolizei übernahm die Ermittlungen und bat, bis zum 28.11 keine Nachrichten in der Sachen zuveröffentlichen.
Zuvor war es dem Fernsehteam und Camion Pro gelungen, einen weiteren „Mitarbeiter“, direkt bei Hermes zu platzieren. Andreas Mossyrsch, Vorstand des Berufsverbands Camion Pro, bewarb sich unter falscher Identität als Subunternehmer und Generalunternehmer bei Hermes. Mossyrsch sollte herausfinden, inwieweit der Konzern über die rechtswidrigen Aktivitäten ihrer Subunternehmer Bescheid weiß. Am Vormittag des 20. November erfolgte dann der polizeiliche Zugriff vor laufender Kamera.
Andreas Mossyrsch erklärt dazu, Sozialdumping, das treffender mit der Bezeichnung „'Wirtschaftszuhälterei“' charakterisiert werden müsste, sei ein gravierendes Problem bei großen deutschen Logistikern. In der Regel würden Subunternehmen aus dem osteuropäischen Ausland eingesetzt, die reihenweise Straftaten in Deutschland begehen. Da die Geschäftsstellen in Osteuropa für deutsche Strafermittlungsbehören kaum zu erreichen sind, können die Täter nur schwer überführt werden. Bei Hermes ist die Sache anders gelaufen, hier waren die Unternehmen in Deutschland gemeldet. Das macht das „'System Hermes“'aber nicht wirklich besser. Uns wird immer wieder berichtet, dass die Beschäftigungsverhältnisse und Frachtpreise bei großen Logistikern so marode seien, dass seriöse, deutsche Unternehmer hier nicht mithalten können.